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Regionale Rahmenbedingungen visualisieren: Das soziostrukturelle Mapping (Phase 1)

Ein wichtiger Bestandteil unseres Forschungsprojekts zu selbstorganisierter Jugendkultur in ländlichen Räumen ist die Kartierung des Untersuchungsgebiets, bestehend aus den Landkreisen Hof (BY), Vogtlandkreis (SN) und Saale-Orla-Kreis (TN). Um das Untersuchungsgebiet besser zu verstehen, haben wir uns zunächst mit den sozio-strukturellen Rahmenbedingungen der beteiligten Gemeinden beschäftigt. „Mapping“ beschreibt eine Methode, die regionale Daten zur sozio-ökonomischen Lage der Gemeinden in der Region aggregiert und diese auf einer Karte anschaulich darstellt. Hierfür haben wir Daten aus den Bereichen Demographie, Soziales, Infrastruktur und kommunale Finanzen aus der Datenbank des Thünen Landatlas, der INKAR-Datenbank und den Datenbanken der Länder gesammelt. Unterteilt in einzelne Indikatoren sollen die Ausprägungen in den genannten Bereichen Aufschluss über die Strukturstärke- bzw. schwäche der beteiligten Gemeinden geben.

In der visuellen kartographischen Darstellung können viele Daten zusammengefasst dargestellt werden. Auf einer Übersichtskarte (s. Abbildung[FI1] ) wurden die einzelnen Indikatoren zu einem Index zusammengefasst. Hierbei gilt es zu beachten, dass die Ausprägungen einzelner Merkmale zu Gunsten einer vereinfachten Darstellung verschwimmen. Daher basieren unsere Erkenntnisse und weiteren Schritte auch auf Karten, die nur eine Kategorie (z.B. Demographie) oder sogar nur einen Indikator (z.B. Wanderungssaldo) darstellen. So können wir auf einen Blick sehen, wie es beispielswiese um den Breitbandausbau, der Regionen bestellt ist. Die Verfügbarkeit von schnellem Internet, auch in ländlichen Regionen ist wichtig, um eine gleichberechtigte Teilnahem an der digitalen Gesellschaft und insbesondere auch an digitaler Jugendkultur zu ermöglichen. In der Kategorie Demographie stellt das Mapping beispielswiese die die Altersstruktur (d.h. die Verteilung von jungen und älteren Bewohner:innen) im Untersuchungsgebiet dar. Hinter dem Schlagwort ‚kommunale Finanzen‘ verbergen sich die Steuereinnahmen und Ausgaben der Gemeinen. Kommunale Ausgaben beziehen sich hierbei zum Beispiel auf Sachinvestitionen in Turnhallen, Schwimmbäder oder Bildungseinrichtungen.

Das Mapping verschafft allerdings nicht nur einen Überblick über die soziostrukturellen Gegebenheiten im Dreiländereck, sondern legt auch den Grundstein für die Auswahl von drei kleinräumigeren regionalen Fallstudien aus jeweils einem der teilnehmenden Landkreise. Im weiteren Verlauf des Forschungsprojekts werden hier qualitative Interviews mit aktiven Jugendlichen sowie lokalen Akteur:innen aus Politik, Verwaltung und Jugendarbeit geführt.

In der zweiten Phase des Mappings werden wir die sozio-kulturelle Struktur der Region mit einem besonderen Schwerpunkt auf Jugendkultur untersucht. Wir möchten herausfinden, welche jugendkulturellen Gruppen, Projekte, Veranstaltungen, digitalen Räume und physische Orte in der Region existieren und wie diese von Jugendlichen genutzt werden. Dazu werden wir Interviews mit Jugendlichen führen und deren Expertenwissen in unser Mapping einfließen lassen. Perspektivisch möchten wir eine interaktive Karte entwickeln, auf der Jugendliche ihre Orte, z.B. einen Jugendtreff oder den Proberaum ihrer Band selbst eintragen können. Dadurch möchten wir eine Übersicht über die jugendkulturelle Landschaft der Region, aus der Perspektive der Jugendlichen, schaffen und ihnen die Möglichkeit geben, sich untereinander zu vernetzen und in das Sichtfeld kommunaler Geldgeber zu rücken.

Wir sind gespannt, welche Erkenntnisse wir aus unserem Mapping gewinnen werden und wie wir diese nutzen können, um die jugendkulturellen Orte und Aktivitäten des Dreiländerecks sichtbar zu machen und somit Jugendliche in ihrer kulturellen Selbstorganisation zu stärken.