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Projektdetails

Wir geben einblick in die theoretischen Hintergründe, die wissenschaftlichen Methoden und die konkreten Fragestellungen unseres Forschungsvorhabens.

Am Anfang eines Forschungsprojekts steht eine Idee, es folgen ein Forschungsantrag, in dem diese Idee zu einem Projekt geformt wird, und im besten Fall eine Bewilligung. Wir geben Einblicke in die Hintergründe und den Aufbau des Projekts.


„A place where we’re in amongs the chaos, you’re able to find somewhere that you belong. Your people, your community, your scene, whatever you call it… It’s about creating a space where all of us can come and feel included despite the differences we have.”

Jordan Dreyer, Sänger La Dispute

Die Phasen des Projekts

Modul I

soziokulturelles Mapping
des Dreiländerecks

Modul II

qualitative
Expert:innen-Interviews

Modul III

Partizipative
Workshop-Phase

Modul IV

Ergebnis-
verwertung

Ergebnisse und Veröffentlichungen

Erste Zwischenergebnisse und theoretische Grundlagen des Projekts finden sich in Publikationen der Projektbeteiligten.
Hier findet sich eine stetig aktualisierte Übersicht.

Modul I

Soziokulturelles Mapping des Dreiländerecks
Projektstatus: aktiv

Im ersten Modul wird eine Bestandsaufnahme der Jugendkulturen im Untersuchungsgebiet vorgenommen. Zudem werden die soziostrukturellen Bedingungen in den Kreisen und Kommunen untersucht. Dafür führen wir drei unabhängige Analysen durch:

  1. Wir analysieren sozialräumliche und soziostrukturelle Daten aller drei Landkreise und ihrer Gemeinden. Dafür werten wir vor allem amtliche Statistiken aus und entwickeln für unsere Forschung angepasste Indizes.
  2. Mit einem Fragebogen an Akteur:innen aus Kultur- und Jugendarbeit, aber auch an die Verwaltungen und die Politik der Landkreise und Gemeinden erheben wir deren Ansichten und Einschätzungen rund um Jugendkulturen in ihrem Tätigkeitsbereich.
  3. Mit einem Fragebogen an Jugendliche erheben wir deren Blick auf jugendkulturelle Räume. Wir folgen den Fragen: Welche Stile, Szenen und Kulturen sind relevant im Dreiländereck? Welche digitalen und physischen Räume nutzen sie und wie erreichen sie diese?

Modul II

Qualitative Expert:innen-Interviews
Projektstatus: in Vorbereitung

Jugendarbeit und Kulturförderung sind vordergründig eine Angelegenheit der Gemeinden. Sie findet also in den einzelnen Gemeinden statt. Nicht zuletzt aus diesem Grund werden im zweiten Modul ausgewählte Gemeinden näher in den Blick genommen. Zu diesem Zweck werden auf der Grundlage der aktuellen
wissenschaftlichen Diskussion zum Thema und der Erkenntnisse aus Modul 1 Interviewleitfäden erarbeitet. Im Anschluss werden in jeder Gemeinde Interviews mit lokalen Expert:innen zum Themenbereich geführt.


Modul III

Partizipative Workshop-Phase
Projektstatus: in Vorbereitung

Jugendkulturen sind nicht zuletzt Räume, die permanent von ihren Aktiven hervorgebracht und gestaltet werden. Dabei sind die Ausdrucksformen, Themen, Kommunikationswege und Stile einem fortlaufenden Wandel unterzogen. Auch die Raum- und Unterstützungsbedarfe können sich verändern. Expertise kann
entsprechend nur unter Berücksichtigung einer Innenperspektive dieser Kulturen formuliert werden. Wir bringen Aktive unterschiedlicher Jugendkulturen aus allen drei Bundesländern zusammen und erarbeiten mit ihnen gemeinsam, wie eine bedarfsgerechte und zugängliche Förderpraxis aussehen kann. Dafür werden die Gruppen in ihren eigenen Wirkungsorten besucht und im Rahmen eines Workshops zusammengebracht. Dabei gehen wir nach dem Konzept des
progressiven Ruralismus vor. Konkret bedeutet dies, dass wir gemeinsam mit den Jugendgruppen in vier Schritten vorgehen:

  1. Analyze: Was sind die konkreten Bedingungen vor Ort, was ist problematisch?
  2. Expose: Welche Strukturen, Prozesse und Machtkonstellationen sind vorhanden?
  3. Propose: Entwicklung von Visionen für eine verbesserte Praxis.
  4. Politicize: Einbringen der Forderungen und Visionen in den politischen Diskurs.

Modul IV

Ergebnisverwertung
Projektstatus: in Vorbereitung

Zum Abschluss des Projekts werden die Ergebnisse aller drei Module aufgearbeitet. Es entstehen dabei neben den wissenschaftlichen Veröffentlichungen in Fachzeitschriften und -büchern auch Policy-Paper und Handreichungen. Zusätzlich stellen wir unsere Ergebnisse auf wissenschaftlichen Tagungen und Fachkongressen vor und veranstalten eine eigene Abschlusstagung unseres Projekts.

Projektabstract

Ziel des geplanten Forschungsvorhabens ist die Analyse der Möglichkeiten von Jugendkulturen in ländlichen Räumen mit einem regionalen Fokus auf das Dreiländereck Bayern, Sachsen und Thüringen. Der überwiegend als (sehr) ländlich eingestufte Untersuchungsraum weist eine unterdurchschnittliche sozioökonomische Lage auf, ist mehr als eine Fahrtstunde von (jugend-)kulturellen, urbanen Zentren entfernt und kämpft mit Abwanderung besonders junger Menschen. Es zeigen sich aber auch Unterschiede im ehemaligen deutsch-deutschen Grenzgebiet, etwa in Fragen der Ressourcenausstattung, der Eingebundenheit in die Lokalpolitik und dem eigenen Selbstverständnis von Zivilgesellschaft und Jugendarbeit.

Es sollen Jugendkulturen aus der Brauchtums- und Traditionspflege, aus Trendsportarten und Musikjugendkulturen in den Fokus der empirischen Untersuchung genommen werden. Diese Gruppen unterscheiden sich hinsichtlich ihrer kulturellen Nähe zur (alt-)hergebrachten Dorfgemeinschaft einerseits und zu einer globalisierten und digitalisierten Jugendkultur andererseits.

Jugendliche und junge Erwachsene sind Bewohnerinnen ländlicher Räume, die die zukünftige Entwicklung ihrer Regionen entscheidend mitgestalten könnten. Um dieses Potential auskosten zu können, braucht Ermöglichungs- und Gelegenheitsstrukturen für jugendkulturelle Aktivitäten: Ganz wesentlich ist dabei die politische und finanzielle Handlungsfähigkeit der Kommunen, auch Leistungen, wie etwa eine attraktive Jugend- und Kulturarbeit anbieten zu können. Dabei bieten ländliche Räume unabhängig davon oft spezifische Gelegenheitsstrukturen für Jugendkulturen, wenn beispielsweise leerstehende Gebäude, Waldgebiete oder Spielplätze zu selbstgestalteten Orten der Jugendkulturen werden. Diese Aspekte werden vorrangig im geographischen Teilprojekt bearbeitet (Teilprojekt B – Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt).

Ebenso relevant ist die Ausgestaltung der Jugendarbeit und Kulturförderung, die den Anforderungen und Bedürfnissen ländlicher Räume und ihrer jugendlichen Bewohnerinnen gerecht werden. Jugend(kultur)arbeit will ein gelingendes Aufwachsen ermöglichen, fördert Eigenverantwortlichkeit und Gemeinschaftsfähigkeit. In diesem Zuge trägt sie insofern zu einer lebendigen Demokratie bei, als dass sie die Gestaltbarkeit des Gemeinwesens und die Möglichkeiten zur Partizipation sicht- und erfahrbar macht. Diese Fragen sind nur interdisziplinär zwischen den Projekten zu bearbeiten.

Zumeist wird Jugendarbeit durch Vereine und Verbände erbracht und ist nur selten durch professionalisiertes Personal mit Festanstellung abgesichert. Besonders in ländlichen Räumen zeigen sich dabei nicht selten Versorgungslücken, so dass die Selbstorganisation Jugendlicher ein nicht zu vernachlässigender Faktor wird. Aber auch die Eigenarten und Dynamiken von Jugendkulturen sind für das Projekt von Interesse: So sind diese doch gesellschaftlichen Entwicklungen der Pluralisierung, Individualisierung und Digitalisierung unterworfen. Jugendkulturen sind heute nicht nur für junge Menschen anziehend und sie erfordern nur selten eine eindeutige Abgrenzung untereinander – weder stilistisch noch in Fragen der Zugehörigkeit. Der Status der Jugendkulturen als wichtige Institutionen der (Selbst-)Sozialisation für junge Menschen bleibt aber erhalten. Diese Fragen werden
vorrangig vom sozialpädagogischen Teilprojekt bearbeitet (Teilprojekt A – Otto-Friedrich-Universität Bamberg).

Forschungsfragen

Wie wirken sich finanzpolitische Vorgaben bzw. Restriktionen im kommunalen Bereich auf den Stand und die Entwicklung von Jugendkulturen aus? Welche Möglichkeiten der jugendlichen kulturellen Selbstorganisation gibt es trotz und wegen eingeschränkter kommunaler Unterstützung?


Wie organisieren und fördern die Kommunen Kulturangebote für Jugendliche? Wie ist diese Förderpraxis in den Kontext von Strategien gegen Demokratiefeindlichkeit eingebettet?


Wie eng kooperieren Akteure der Jugendarbeit mit Kulturschaffenden?


Wie unterscheiden sich die verschiedenen jugendkulturellen Gruppen in ihren Raum und Rückzugsbedarfen, ihrer Eingebundenheit in regionale und/oder digitale Netzwerke und ihrer räumlichen Orientierung?

Veröffentlichungen

Publikationen
  • Imhoff, Franziska; Kallenbach, Tilman; Kallert, Andreas; Braches-Chyrek, Rita (2023): DIYhoch3. Jugendliche kulturelle SelbstorganisaLon im Dreiländereck Bayern-Sachsen-Thüringen. Poster im Rahmen des 1. Vernetzungstreffen Faktor K – Forschung zum Faktor Kultur in Ländlichen Räumen. 24.-25. Mai 2023. Kassel.
Vorträge und Workshops
  • Kallenbach, Tilman (2023): Jugendkulturen in ländlichen Räumen. Workshop im Rahmen des Moduls „SozialraumorienLerte Soziale Arbeit“ im berufsbegleitenden Studiengang Soziale Arbeit an der OTH Regensburg am Lernstandort Tirschenreuth, 29.4.2023, Tirschenreuth
  • Kallenbach, Tilman; Imhoff, Franziska (2023) DIYhoch3 – Eckpunkte Faktor K – Forschung zum Faktor Kultur in ländlichen Räumen. Panelbeitrag im Rahmen von BMEL/BULE+ „Programme LandKULTUR und Faktor K“ auf dem TRAFO – Ideenkongress zu Kultur, Alltag und Politik in ländlichen Räumen. 27.-29.09.2023, Chemnitz
  • Kallenbach, Tilman (2023) Mitgestaltung. Historie – Theorie – Praxis. Vortrag und Workshop im Rahmen der Herbstklausur des Landesverbandes der Jugendkunstschulen und Kulturpädagogischen Einrichtungen – LJKE Bayern e.V. 14.10.2023 in Bamberg
Pressespiegel
Publikationen der Projektbeteiligten zum Themenbereich vor Projektbeginn
  • Bock, K./ Braches-Chyrek, R.(2022): Jugend und PoliLk, in: Krüger, H.-H./ Grunert, C. (Hrsg.): Handbuch Kindheits- und Jugendforschung, Wiesbaden (Springer VS)
  • Just, D.; Kallenbach, T. (2022): JugendparLzipaLon in ländlichen Räumen. In: Bläeer der Wohlfahrtspflege (169) 4. S. 139-141
  • Belina, B./Kallert A./Mießner, M./Naumann, M. (Hrgs.) (2022): Ungleiche Ländliche Räume. Widersprüche, Konzepte und Perspektiven. Bielefeld (transcript). Open Access.
  • Braches-Chyrek, R. (2021): Technische DisposiLve in der Organisierung von Kindheit und Jugend, in: ders., Röhner, C./Moran-Ellis, J./Sünker, H. (Hrsg.): Handbuch Kindheit, Technik und Das Digitale, Opladen, (Barbara Budrich Verlag), S.393-404
  • Kallert, A.; Belina, B. Mießner, M. & Naumann, M. (2021): The Cultural PoliLcal Economy of rural governance: Regional development in Hesse (Germany). In: Journal of Rural Studies 87, 327-337.
  • Belina, B.; Kallert, A.; Mießner, M. & Naumann, M. (2021): Vergessenes Land? Perspektiven auf rurale Entwicklung. In Prokla 204(50), 404-414.
  • Braches-Chyrek, R./Goeschalk, J. (2020): Sozialpädagogische Förderung von Jugendlichen in der ganztäglichen Bildung, in: Braches-Chyrek, R./Karsten, M. (Hrsg.): Sozialpädagogische PerspekLven auf die Ganztagsbildung, Opladen, Barbara Budrich, S. 62-72
  • Grunert, C., Bock, K., Pfaff, N., & Schröer, W. (Hrsg.) (2020). Erziehungswissenschaqliche Jugendforschung. Ein Aurruch. Wiesbaden: SpringerVS.
  • Kallert, A.; Belina, B. Mießner, M. & Naumann, M. (2020): GleichwerLge Lebensverhältnisse? Zur Entwicklung ländlicher Räume in Hessen. Berlin: RLS.
  • Kallert, A. & Dudek, S. (2019): „AkLvieren stae AlimenLeren“: Austerität als Paradigma ländlicher Entwicklung am Beispiel Bayern. In: Mießner, Michael/Naumann, Maehias (Hg.): KriLsche Geographien ländlicher Entwicklung. Münster: Wessälisches Damproot.
  • Bock, K. (2017): Bilder der Jugend. DJI-Impulse 1/2017: 40-42.
  • Kallert, A. & Dudek, S. (2017): GleichwerLge Lebensverhältnisse in Bayern. Berlin: RLS.
  • Kallenbach, T. (2014). Vom Verschwinden eines Nicht-Ortes – Pop, PoliLk und Bildung. In: Westphal, K.; Stadler-Altmann, U.; Schnieler, S.; Lohfeld, W. (Hrsg.)(2014): Räume Kultureller Bildung, Weinheim Basel: Beltz Verlag.
  • Bock, K., Grabowsky, S., Sander, U., & Thole, W. (Hrsg.) (2013). Jugend. Hilfe. Forschung. Hohengehren: Schneider-Verlag.
  • Bock, K. (2008). Junge Erwachsene in Ost und West. In M. Galuske & T. Rietzke (Hrsg.), Lebensalter und Soziale Arbeit, Band 4: Junges Erwachsenenalter (S. 70-81). Hohengehren: Schneider-Verlag.
  • Bock, K., & Oeo, H.-U. (2007). Die Kinder- und Jugendhilfe als Ort flexibler Bildung. In M. Harring, C.Rohlfs & Ch. PalenLn (Hrsg.), PerspekLven der Bildung. Kinder und Jugendliche in formellen, nichsormellen und informellen Bildungsprozessen (203-218). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaqen.
Sonstiges
  • Kallenbach, Tilman; Imhoff, Franziska; Braches-Chyrek, Rita; Kallert, Andreas (2023) Jugendgerechtes Land? Ein Blick auf die Beteiligung und Teilhabe junger Menschen in ländlichen Räumen. In Herzberg, Carsten; Wolschke, Katrin; Rose, Wolfgang (Hrsg.): Jugendbeteiligung in ländlichen Räumen: das Format Vorschlags-Expedition bei Bürgerbudgets und sein Kontext, Potsdam: mitMachen e. V.
    https://jugend-budget.de/wp-content/uploads/2023/12/JUBU-Band-4_bf.pdf#page=10